Entspannt Elternsein

Weg mit dem Kram – Minimalismus in der Spielzeugkiste

Wie mein Kind mit weniger Spielzeug besser spielt.

Ein katholischer Mönch und ein japanischer Minimalist würden uns wohl folgendes raten…

„Das ganze Kinderzimmer voll Spielzeug und sie wissen nie was sie spielen sollen. Der Krempel liegt nur rum!“ Meine Freundin Beate ist genervt. Ihre drei Kinder wissen sich mit all dem Spielzeug anscheinend nichts anzufangen. Puppenküche, Einkaufsladen, Playmobil, Barbiehaus … – das Spielzimmer ist gut bestückt. Da dürfte eigentlich keine Langeweile aufkommen. Die drei Mädchen hängen trotzdem ständig quengelnd an ihrem Rockzipfel. „Aber vielleicht haben sie auch zu viel?“, fragt sich Beate dann. Und da fange auch ich an zu überlegen: Wieviel Spielzeug braucht ein Kind eigentlich?

Minimalismus ist Trend! Marie Kondo zeigt uns, wie man mit weniger besser lebt. Die Mitarbeiterinnen der Caritas, die den Fundus der Altkleidercontainer sortieren, haben deshalb alle Hände voll zu tun. Kleiderschränke, Küchen, Badezimmer und Keller werden ausgeräumt. Nur das wirklich notwendige und das was uns glücklich macht bleibt.

Und wie ist es mit den Kinderzimmern? Darf ich die auch ausräumen? Nehme ich meinem Kind damit etwas? Oder schenke ich ihm vielmehr neue Möglichkeiten?

Der Mönch Anselm Grün sagt uns: Achtet auf das rechte Maß!

Anselm Grün hat sich mit der Maßlosigkeit unserer Zeit lange beschäftigt. Er sagt uns: Achtet auf das rechte Maß! Aber warum denn? Wir arbeiten doch hart für unser Geld. Wir sollten uns etwas gönnen. Und unseren Kindern auch.

Aber ist all das was wir uns leisten können, auch das was uns gut tut?

Anselm Grün schreibt: Man muss auf die unwesentlichen Dinge verzichten, um sich den wesentlichen voll und ganz widmen zu können. Alle Menschen und Gegenstände um uns herum füttern unser Gehirn ständig mit Informationen. Wie beim Essen der Bauch, ist auch unser Gehirn irgendwann satt. Vollgestopftes Kinderzimmer führt also zu vollgestopftem Kinderkopf. Da ist kein Platz mehr verfügbar um selbständig zu denken, um eigene Spielideen zu entwickeln.

Wir wollen unsere Kinder aber spielen sehen – ganz vertieft und in sich versunken. Ein Spiel in Achtsamkeit also. Achtsamkeit hat aber immer auch mit Askese zu tun, schreibt Anselm Grün.

Wenn das Kind nicht spielt, müssen viele Spielsachen weg. Der Krempel weicht dem leeren Raum. Dieser Raum gehört jetzt wieder dem Kind. Es füllt den Raum mit seinen Ideen und Phantasien. Ein Spielzimmer kann auch ein leeres Zimmer sein. Vielleicht mit ein paar Matten und Decken darin. Jetzt sind alle Möglichkeiten noch offen. Nichts ist vorgegeben. Der Raum wird zum Pferdestall, zum Flughafen, zur Disco. Lasst das Spiel beginnen!

Fumio Sasaki sagt: Machen wir uns nicht zum Sklaven unseres Besitzes.

Der Japaner Fumio Sasaki besitzt so wenig, dass er innerhalb von nur einer Stunde von einer Wohnung in eine andere umziehen könnte. Er machte einen Wandel durch vom Maximalisten zum Minimalisten. Seine einst vollgestopfte Wohnung verwandelte er in freien Raum – weder Tisch noch Regale besitzt er nun, eine zusammenfaltbare Matratze ist mal Sofa mal Bett, nur 10 Kleidungsstücke hängen in seinem Schrank. Er schreibt, dass sich nicht nur seine Wohnung, sondern auch seine Persönlichkeit veränderte.

Unser Besitz beherrscht uns, meint Sasaki. Er versperrt uns den Blick auf das Wesentliche und fordert immens viel Zeit von uns. Wenn wir ehrlich mit uns sind, müssen wir Sasaki wohl Recht geben. Wir putzen, sortieren und verstauen. Wir spielen Tetris in der Abstellkammer und Mensch-Ärgere-dich-nicht im Kinderzimmer. Vor längst vergangener Zeit dienten uns diese Dinge, doch das Blatt hat sich gewendet. Wir sollten unseren Kram ab jetzt in die Schranken weisen. Der Krempel darf nicht siegen!

Mit wenig Besitz gibt es keine Unordnung. Das ewige Hinterherräumen könnten wir Mütter und Väter uns sparen, wenn wir das Zeugs einfach wegschaffen. Wegschaffen im Sinne von herschenken, verkaufen oder im Keller verstauen.

Kinder sind Jäger, Sammler und Horter. Kinder und Ausmisten – das passt nicht zusammen. Tipps dazu folgen in meinem nächsten Beitrag. Für all jene Mütter die sich nach freien Fußböden sehnen, die eine gewisse äußere Ordnung für ihre innere brauchen, ist aber genau das eine echte Lösung. Der Anblick von leerem Raum wird nicht nur uns, sondern auch unsere Kinder entspannen. Sie können sich dann wieder auf das Essenzielle konzentrieren, der Weg zu ihren Gedanken und Ideen wird wieder freigeräumt und was sich dann einstellen wird ist der Flow – die absolut vertiefte Beschäftigung bei der alles um sie herum verschwindet.

„Wie zahlreich sind doch die Dinge derer ich nicht bedarf“, sagte einst Sokrates. Und dabei sprach er wohl von dem, was man in der Bedürfnislosigkeit findet – Freiheit!


Wenn ihr mit dem Aussortieren gleich starten wollt, klickt hier: http://aufwind.biz/spielzeug-aussortieren-in-8-schritten-auf-dem-weg-zu-einer-minimalistischen-spielzeugkiste/

In diesem Video erfährt ihr mehr über Fumio Sasaki: //www.youtube.com/watch?v=XOXf8TKNliU

Hier könnt ihr mehr über Anselm Grün erfahren: //de.wikipedia.org/wiki/Anselm_Gr%C3%BCn

Quellen:

Fumio Sasaki: Das kann doch weg! (Integral Verlag)

Anselm Grün: Die Kunst das rechte Maß zu finden. (dtv)

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