Über den Tellerrand

Drei Mütter – Drei Geschichten – Drei mal Inspiration

Entscheidung mit Mut, unerschütterliches Vertrauen in sich selbst und eine einzigartige Route. Die Geschichten von drei Müttern die uns inspirieren…

Michele Obama – ein gewagter Sprung ins Leben der First Lady

Michele wünschte sich ihr Mann würde sich nicht für diesen Job bewerben. Aber Barack hatte viele Fürsprecher, und er hatte einen Plan. Denn wenn einer die Macht hatte alte Strukturen aufzureißen und Neues zu schaffen, dann doch der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Doch Michelle musste zustimmen. An ihr hing letztendlich alles – Kandidatur Ja oder Nein. Der Wahlkampf würde alles für sie und ihre Familie ändern. Und das Leben als First Family sowieso. Aber Michelle war zu diesem Zeitpunkt kaum in der Lage abzuschätzen was ihre Zustimmung mit sich bringen würde.

Michelle kommt nicht aus privilegiertem Hause. Sie ist das Kind einer Arbeiterfamilie der South Side von Chicago. Einer Gegend, aus der reichere, weiße Familien wegzogen, damit ihre Kinder in einem besseren Umfeld groß wurden.

Aber Michelle schaffte mit viel Willenskraft und Glück etwas, das den meisten ebenso talentierten schwarzen Mädchen der Gegend verwehrt blieb. Sie schaffte es an gute Bildung zu gelangen. Nach einem Abschluss in Harvard arbeitete sie sich als Juristin nach oben, setzte sich dann aber lieber für gemeinnützige Organisationen ein. Die Kandidatur von Barack bedeutete für Michelle mit der eigenen Karriere zurück zu stecken.

Michelle schreibt, sie hatte das Gefühl gegen den Rest der Welt anzutreten. Sie hätte Barack lieber für ihre Familie gehabt, doch die anderen wollten ihn für ihr Land. Und dann traf sie die wohl folgenreichste Entscheidung ihres Lebens. Sie sagte Ja, weil sie an ihn glaubte. Obwohl sie dachte er könnte nie gewinnen, denn Barack war immer noch ein Schwarzer in Amerika. Aber er gewann.

Danach ging alles sehr schnell. Innerhalb eines Tages wurde aus der Familie Obama die First Family. Während Baracks Angelobung wurden die Möbel des alten Präsidenten aus dem weißen Haus getragen und die der Obamas aufgestellt. Am nächsten Morgen fand sich Michelle in einem neuen Leben wieder. Mit einem großen weißen Blatt, das sie erst würde beschreiben müssen. Denn welche Rolle eine First Lady auszufüllen hat ist nicht klar geregelt. Vor allem stand sie aber vor der Herausforderung, dass ihre Töchter in einer realitätsfernen Umgebung groß wurden, die aber nun mal ihre Realität war.

Acht Jahre lang blieben die Obamas die First Family. Michelle rief ein Bildungsprogramm für Mädchen ins Leben, das deren Chancen auf eine bessere Ausbildung erhöhte. Außerdem setzte sie sich wirkungsvoll für eine gesündere Lebensweise der amerikanischen Kinder ein.

Für ihre eigenen Töchter schaffte sie es Normalität so weit zu bewahren, dass sie sich auch nach Baracks Amtszeit in ihrem Leben zurecht finden würden. Auch wenn diese Normalität darin bestand, dass Mitarbeiter des Secret Service mit ihnen täglich zur Schule gingen, Freunde der ganzen Klasse wurden und sie zum ersten Date begleiteten.

Michelle Obama steht für all die mutigen Entscheidungen die Mütter zu treffen haben. Dafür, dass man manchmal ja sagen und springen muss, ohne zu wissen wo man landet. Und sie steht für einen starken Glauben an sich selbst. Denn in ihrem Leben musste sie sich immer wieder fragen: Bin ich gut genug? Und ihre Antwort darauf lautete jedes Mal: Ja, das bin ich!

Franziska Krafft – Die eigene Route ist die Richtige!

Einen straffälligen Jugendlichen mit Suchtproblematik mit der Mutter auf ein Segelboot zu schicken statt in die Jugendhaft – davon muss man Ärzte und das Jugendamt erstmal überzeugen können.

Franziska hat nicht viel Zeit um sich etwas einfallen zu lassen. Ihr Sohn Jonas hatte sich entschlossen, dass das Leben in der Großstadt Frankfurts besser sei als das im österreichischen Bergdorf bei seiner Mutter. In Frankfurt kam er durch Freunde aber mit Drogen in Kontakt und beging Einbruchdiebstahl, um an Geld zu kommen. Nach einem Entzug sollte er in Jugendhaft, wenn seine Mutter keine Einrichtung auftreiben könne, um seine Sucht zu behandeln. Ein Einrichtungsplatz war nicht in Aussicht. Für Franziska war klar: In Haft würde seine Sucht nicht besser. Mit mir auf einem Segelboot in der Ostsee – das wäre die Lösung.

Ein paar Wochen später hissen sie die Segel: Franziska, ihr Lebensgefährte Peter und Jonas. Damit das möglich war musste Franziska Ärzte und das Jugendamt von etwas überzeugen, von dem sie selbst nicht wissen konnte ob es gut ging. An sich und ihre Idee glauben, Zweifel ausschalten, beharrlich sein und nicht aufgeben war ihr Credo. Und es gelang.

Ihnen standen nun neun Wochen auf der Ostsee bevor. Von Fehmarn in Deutschland, zur dänischen Südsee nach Kopenhagen, Göteborg in Schweden, zurück nach Dänemark und durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Amsterdam. Neun Wochen mit einem Teenager der anfangs nur schläft, sich kaum beteiligt und kaum isst. Neun Wochen in denen niemand weggehen kann und alle gezwungen sind, sich miteinander auseinander zu setzen.

Für Franziska war bald klar: Der Kampf gegen Windmühlen hatte sich gelohnt. Jonas zeigte kaum Widerstand gegen das neue Leben auf See. Trotzdem sah sie, dass er ein anderer geworden war. Je weiter sie aber segelten, desto mehr schien er zurück zu kommen.

Nach neun Wochen legte in Amsterdam schlussendlich ein Segelboot an, in dem sich für seine Besatzung die Welt verändert hatte. Franziska hatte das Gefühl auf dem Boot wieder ihren Sohn zurückbekommen zu haben. Sie waren über ruhige und stürmische See gefahren. Hatten viel gelacht und erstaunlich wenige Auseinandersetzungen. Jonas hatte sich immer mehr an den Aufgaben am Segelschiff beteiligt. Er lernte die Segelknoten, lernte ein Boot zu steuern und am Hafen sicher zu befestigen. So als würde er damit lernen auch selbst wieder Halt zu finden.

Beate – alleinerziehend, drei Kinder, drei Jobs

Sie hat drei Kinder und drei Jobs und stemmt das alles alleine. Beate steht vormittags im Schuhgeschäft und nimmt nachmittags zu ihren drei Mädchen als Tagesmutter noch zwei weitere Kinder dazu. Weil sie für Nachtstunden besonders gut bezahlt wird, liefert sie für eine Bäckerei vor Sonnenaufgang die Waren in die Filialen. Inzwischen schlummern die drei Mädchen noch in ihren Betten. Würde die Zweijährige aufwachen, würde sich die Älteste um sie kümmern.

Ihr Terminkalender ist vollgepumpt mit Jobterminen die nicht kollidieren dürfen, daneben Elternabende, Fahrten zum Schwimmtraining der Mädchen oder Therapietermine für die mittlere Tochter, deren linkes Bein sich seit der Geburt nicht so bewegen lässt, wie es sollte.

Sie schafft es trotzdem immer auf den Sommerfesten und Schulaufführungen ihrer Kinder zu erscheinen, bei denen sie versucht möglichst stolz alleine rum zu stehen, während die meisten anderen ihre intakte Familie präsentieren. Sie lächelt mutig und versucht Kontakte zu knüpfen, obwohl sie vermutet was die anderen Mütter über sie denken: Drei Kinder von drei verschiedenen Vätern. Damit steht man beim Spielefest der Grundschule nicht besonders gut da.

Von Freundinnen ihrer Mutter muss sie sich sagen lassen, ihr Verhalten sei verantwortungslos, dabei lastet mehr Verantwortung auf ihren Schultern als auf denen der meisten anderen Mütter. Vielleicht war sie in ihrem Leben oft zu blauäugig. Aber jetzt steht sie da, mit drei Töchtern, die sie liebt. Es bleibt keine Zeit zurückzuschauen, oder um sich Sorgen zu machen. Sie lebt nach vorne, nimmt einen Tag nach dem anderen.

Eine Mutter wie Beate kann uns inspirieren. Nein, nicht auch sie, sondern besonders eine wie sie. Ihr unerschütterliches Vertrauen darin, dass alles schon irgendwie glatt laufen wird. Morgen. Und auch Übermorgen. Ihre Bestimmtheit, mit der sie abwägt ob es sich lohnt sich über etwas zu sorgen oder nicht. Ihre Gelassenheit gegenüber der Meinung von anderen, der sie mit einem Lächeln gegenübertritt, als wollte sie sagen: Ich führe das Leben, das ihr nie führen wollt. Aber es ist mein Leben. Und es ist gut so.

Quellen:

  • Michelle Obama: Becoming. Meine Geschichte; Goldmann Verlag
  • Franziska Krafft / Katharina Gerhardt: Wendemanöver; Eden Verlag

Bildquellen:

  • Titelbild, Bild Blume: Barbara Eisner
  • restliche Bilder: Pixabay

0 Kommentare zu “Drei Mütter – Drei Geschichten – Drei mal Inspiration

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert